Immer mehr problematische Fälle in der Jugendwohlfahrt
Kinder- und Jugendanwältin präsentierte ihren ersten Tätigkeitsbericht

Graz (29. November 2011).- „Die Situation in der Jugendwohlfahrt verschärft sich merklich." Das war eine der zentralen Aussagen der steirischen Kinder- und Jugendanwältin Brigitte Pörsch bei der Präsentation ihres ersten Tätigkeitsberichts heute Vormittag (29.11.2011) im Medienzentrum Steiermark. Die Kinder- und Jugendanwaltschaft (kija) ist als unabhängige Einrichtung des Landes Steiermark ja Anlaufstelle und Drehscheibe für die Rechte und Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen im Kontext von Gesellschaft, Familie und Jugendwohlfahrt. In dieser Funktion verzeichnete Pörsch im Vorjahr eine Zunahme an problematisch verlaufenden Fällen in der behördlichen Jugendwohlfahrt. „Davon zeugen sich wiederholende Beschwerden", so Pörsch. So beklagten die Erwachsenen unter anderem die schwere Erreichbarkeit der Diplomsozialarbeiterinnen und -arbeiter sowie unzureichende Information über formale Abläufe. Die Kinder und Jugendlichen fühlten sich nicht wahrgenommen, obwohl sie Hauptbetroffene seien, es gäbe auch keine Unterstützung, damit sie beim Jugendamt oder bei Gericht ihren Willen einbringen könnten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Jugendwohlfahrt hingegen beschwerten sich über unzumutbare Sprengelgrößen, fehlende Erstabklärungseinrichtungen und chronische Unterversorgung mit Ressourcen im ländlichen Raum sowie über personelle Unterversorgung. „All das zeigt, dass eine Adaptierung der bestehenden Systeme dringend notwendig ist", erklärt die steirische Kinder- und Jugendanwältin. Darum bereitete die Kinder- und Jugendanwaltschaft einen Vorschlag für ein Projekt zur Qualitätsentwicklung und -sicherung vor. Dieser wurde 2011 den politisch Verantwortlichen übergeben.
Gewaltprävention als weiterer Themenschwerpunkt
Ein weiterer Themenschwerpunkt des Berichtsjahres war die Gewaltprävention. Ausgehend von der medialen Debatte über die Fälle in kirchlichen Einrichtungen widmete sich die kija 2010 vor allem der Auseinandersetzung von „Gewalt in Institutionen". Außerdem war Pörsch auch in der Arbeitsgruppe „Opferschutz" tätig, die ja von Landeshauptmannstellvertreter Siegfried Schrittwieser 2010 als Pendant zur kirchlichen Opferschutzkommission eingerichtet wurde.
Weiters war die Kinder- und Jugendanwaltschaft wesentlich an der Implementierung einer psychosozialen und juristischen Prozessbegleitung für Minderjährige in der Steiermark beteiligt und sorgte mit Fortbildungen für Prozessbegleiter, Opferanwältinnen und -anwälte sowie Austausch und Vernetzung für eine flächendeckende und umfassende Begleitung und Betreuung der von Gewalt betroffenen Kinder und Jugendlichen.
Kooperationen der Kinder- und Jugendanwaltschaft
Die steirische Kinder- und Jugendanwaltschaft setzte im Jahr 2010 vermehrt auf Kooperationen. So ist sie am „Bündnis Spiellandschaft Steiermark" beteiligt und engagiert sich gemäß der UN-Kinderrechtskonvention für das Recht auf Spiel und Spielräume. Weiters kooperiert die kija mit dem Europäischen Trainings- und Forschungszentrum für Menschenrechte und Demokratie (ETC) beim Projekt „Kenne deine Rechte – Menschenrechte online". Das Projekt wurde vom Menschenrechtsbeirat der Stadt Graz initiiert, von Jugendlichen für Jugendliche entwickelt und ist im Herbst 2010 gestartet. Eine weitere Kooperation betrifft den Arbeitskreis „Suchtvorbeugung als Gemeinschaftsaufgabe".
„Die Kinder- und Jugendanwaltschaft Steiermark setzt sich seit nunmehr 15 Jahren für ein Ja zu Kinderrechten, den Rechten von Kindern und Jugendlichen bis zum vollendeten 18. Lebensjahr, ein. Ein Ja zu Kinderrechten bedeutet bessere Lebensbedingungen für Kinder, Jugendliche, deren Bezugspersonen und in weiterer Konsequenz auch für die Gesellschaft. Wir Erwachsene stehen in der Verantwortung unseren Kindern und Jugendlichen eine Gegenwart zu bieten, in der das Wohl des Kindes und dessen Recht auf Leben und Entwicklung gesichert sind und Diskriminierung keinen Platz hat – kurz: in einer Gegenwart, in der die Rechte der Kinder gewahrt werden", erklärte Pörsch abschliessend.
Mehr Details finden Sie in der Presseunterlage oder im
Tätigkeitsbericht.
Für weitere Informationen steht Ihnen Brigitte Pörsch unter Tel.: 0316/877-4921 zur Verfügung.
Graz, am 29. November 2011