"Gläserne" Bürger oder Daten im Kampf gegen (Un)Taten
KSÖ-Enquete mit Datenkritiker und FBI-Supervisory Special Agent
Den Veranstaltern war es gelungen neben dem bekannten Datenkritiker Dr. Hans Zeger von der ARGE Daten und dem steirischen Sicherheitsdirektor Mag. Josef Klamminger mit Supervisory Special Agent Paul Caldwell einen hochrangigen Experten des FBI für die Veranstaltung im Sitzungssaal der Steiermärkischen Bank und Sparkassen AG in Graz zu gewinnen.
KSÖ-Landesklub Steiermark-Präsident Mag. Gerhard Widmann betonte in seiner Einleitung, dass eben viele Dinge den Menschen Angst machen würden - beginnend vom Mobiltelefon, das Spuren hinterlässt über nachvollziehbares Surfen im Internet und Banken, die jeden kleinsten Transfer verfolgen könnten bis zu den Dutzenden Fotos, die von jedem in Kaufhäusern angefertigt würden.
Diese Szenarien beleuchtete auch Dr. Hans Zeger eingehend: „Jeder, der ein Handy hat, ist gleichzeitig auch ein biologischer Bewegungsmelder." Kundenkarten, E-Cards etc. würden das Weitere zur vollständigen Überwachung beitragen. Aber was bringen diese Datenmengen tatsächlich, können sie überhaupt verarbeitet werden? Datenkritiker Zeger bemüht ein indianisches Sprichwort: „Wenn du merkst, dass du ein totes Pferd reitest, dann steig ab." Bei uns jedoch würde man sich jedoch eine Peitsche besorgen. Der Kritiker meint, dass zu viele Daten vorhanden seien, die in dieser Menge nicht mehr ausgewertet werden könnten und mutmaßt auch, dass Bedrohungsszenarien vor allem von jenen geschaffen würden, die letztendlich auch daran verdienen: „Wir haben diese Szenarien, aber keine Täter."
Der steirische Sicherheitsdirektor Mag. Josef Klaminger sprach von seinen Erfahrungen mit dem Thema Sicherheit: „Der Flugverkehr ist derzeit relativ sicher, aber Bahnhöfe, Einkaufszentren?" Mit Blickrichtung zu seinem Vorredner Dr. Zegner meinte er: „Die Staatspolizei lebt von Informationen, nicht von Daten."
Naturgemäß etwas konträr sieht die Problematik Paul Caldwell, FBI-Experte mit Diplomatenpass und Dienstort Wien. Der Supervisory Special Agent kann zwangsläufig nicht den direkten Blick hinter die Kulissen des FBI bieten, führt aber eindrucksvolle Beispiele für die Verhinderung von Terroranschlägen mit Hilfe von Datenauswertungen an. Eine Hausdurchsuchung in London verhindert einen Anschlag im persischen Golf. Und zwei weitere in den USA. Ein gutes Netzwerk und eine gute Zusammenarbeit hatten die Vereitelung ermöglicht. „Zusammenarbeit ist", so der hochrangige FBI-Experte „nicht nur die beste Option, sondern die einzige." Das Internet sei eine Art Treffpunkt geworden - auch für terroristische Organisationen, internationaler Terrorismus erfordere auch Mehrfachreisen, deswegen seien auch Informationen darüber wichtig. „Wir beziehen", erörtert Paul Caldwell, „die Informationen über eine Vielfalt von Quellen und manche Informationen sind Gold. Wir vom FBI schürfen nach Gold."
Prominente Gäste bei der Enquete, die vom EDV-Experten der Wirtschaftskammer Steiermark Dr. Wolfgang Schinagl moderiert wurde, waren unter anderem auch der Generaldirektor für Öffentliche Sicherheit a.D., KSÖ-Präsident Mag. Michael Sika, KSÖ-Generalsekretär Alexander Hirschfeld und der legendäre, inzwischen wieder vollkommen rehabilitierte Wiener Kripo-Hofrat Dr. Ernst Geiger, der nun aber in der Privatwirtschaft tätig ist.