Bilderbuch der Vergangenheit, Spiegel der Gegenwart und die Vision für die Zukunft
Die Freundschaftsfahrt 2004 auf den Spuren der Donaumonarchie


Es ist nicht eine saloppere Form versuchter Vergangenheitsbewältigung, wenn Kriegsgräber im heiß umkämpften Osten Europas nicht gepflegt sind. Es ist einfach, weil es vielen der betroffenen Staaten am Geld dafür mangelt. Das Schwarze Kreuz Steiermark mit Landesgeschäftsführer Landtagsabgeordneten Ökonomierat Peter Rieser setzt sich mit aller Kraft für eine Sanierung dieser Soldatenfriedhöfe ein. Als eindrucksvolles Zeugnis dieser Bemühungen wurde nunmehr im polnischen Przemysl, der einstigen K. u. K.-Festung im damaligen Galizien mit ihren schon in Friedenszeiten mehr als 100.000 Mann betragenden Besatzung, der österreichische Teil des Soldatenfriedhofes ausgestaltet und würdevoll eingeweiht.
Im Beisein hoher polnischer Militärs, ranghöchster Vertreter aus Politik und Verwaltung sowie der Geistlichkeit mit Militärseelsorger a.D. Generalvikar Anton Schneidhofer legten der polnische Honorarkonsul Dr. Gerold Ortner und Peter Rieser einen Kranz nieder.
„Vor 90 Jahren“, so Dr. Gerold Ortner in seiner Rede, „begann der Erste Weltkrieg und hier ruhen nun hunderttausende unschuldige Opfer einer verfehlten Weltpolitik.“ Oder wie es Robert Choma, der Bürgermeister von Przemysl sagte: „Die Gefallenen mögen hier in Frieden ruhen, die Lebenden aber sollen am Frieden arbeiten.“
Auch im Raume Lemberg in der nachbarten Ukraine wird man demnächst würdevolle Ruhestätten für die Gefallenen finden. Die Kontakte dafür wurden nunmehr intensiviert.
2.000 Kilometer „Freundschafsfahrt“ in Stichworten: Ob die Bezirksstadt Tarnow, die Provinzhauptstadt Rzeszow, Przemysl und vor allem die frühere galizische Hauptstadt Lemberg, heute Lviv, die unendlichen Weiten mit ihren fruchtbaren Schwarzerde-Äckern und den trotzdem ärmlichen Dörfern, sie alle spiegeln die Welt eines Manes Sperber, eines Martin Pollack, eines Joseph Roth und eines Karl Emil Franzos wider.
Lemberg, die Stadt mit ihrer unvergleichbaren multikulturellen Vergangenheit, mit ihren Renaissancebauten, ihren Kirchen, die den Schnittpunkt ebenso wie die Toleranz der Religionen untereinander symbolisieren. Die Russisch Orthodoxe, die Griechisch Orthodoxe, die Römisch Katholische, die Unierte Kirche, das heißt Katholische Kirche mit byzanthinischem Ritus, und vor allem die Juden - früher, heute sind es nur noch wenige, die wiedergekommen sind. Überlebt hat fast niemand.
Dort, wo schon einiges restauriert ist, meldet das Weltkulturerbe Lemberg seinen festen Platz auf der Rangliste der schönsten Städte wieder an, will wieder das Florenz des Ostens sein. Der Weg dorthin wird jedoch ein weiter sein, die Hoffnung vieler Menschen dort lässt sich mit zwei Buchstaben ausdrücken: EU.
Von Lemberg führt die Reise zurück in jenen Teil der Slowakei, der bis 1919 noch zu Ungarn gehörte und auch über jenen Bogen der Karpaten, auf denen im ersten Kriegswinter die russisch-österreichische Karpatenfront ins Stocken geriet. Die Russen hatten sich nämlich nicht um die Festung Przemysl gekümmert, sondern hatten diese weitläufig umgangen und waren über die Karpaten in Richtung ungarische Tiefebene vorgestoßen.
Vom ukrainischen Uzhorod ist es nicht mehr weit ins slowakische Kosice, dem ehemaligen Kaschau als zweitgrößter Stadt der Slowakei. Aber es liegen Welten dazwischen. Goldener Westen im Osten der Slowakei. Und das erste Mal wieder, dass in den Kaufhausregalen Tierfutter angeboten wird.
Graz, am 25. Mai 2004
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