Literatur-Nobelpreisträger Kertész in Graz
Großer Andrang bei der Lesung aus dem Roman "Liquidation" im Literaturhaus
Der ungarische Autor Imre Kertész las gestern Abend aus seinem neuesten bei Suhrkamp erschienenen Roman „Liquidation“ im Grazer Literaturhaus, das bis auf den letzten Platz ausverkauft war. In diesem Literaturkrimi spürt der Erzähler einem Manuskript aus dem Nachlass eines Schriftstellers nach, der in Auschwitz geboren wurde. Die steirische Kulturreferentin Landeshauptmann Waltraud Klasnic traf den Literaturpreisträger des Jahres 2002 und dessen Gattin Magda vor seiner Lesung zu einem kurzen Gedankenaustausch.
Geboren am 9. November 1929 in Budapest, wurde Imre Kertész 1944 nach Auschwitz deportiert und 1945 aus dem KZ Buchenwald befreit. Seit 1953 lebt er als freier Schriftsteller in Budapest. Anfangs schrieb er vornehmlich Musicals und Theaterstücke, 1960 begann er mit der Arbeit an seinem Roman „Sorstalanság“ (Mensch ohne Schicksal). Nach jahrelangen erfolglosen Versuchen konnte das Buch 1975 in Ungarn veröffentlicht werden, erfuhr jedoch erst mit der zweiten Auflage 1985 literarische Beachtung. Seinen Lebensunterhalt verdiente Imre Kertész daher hauptsächlich durch seine Arbeit als Übersetzer. Er übertrug u.a. Werke von Friedrich Nietzsche, Sigmund Freud, Hugo von Hofmannsthal, Elias Canetti, Ludwig Wittgenstein, Joseph Roth, Arthur Schnitzler und Tankred Dorst ins Ungarische. Nach zahlreichen weiteren Veröffentlichungen und Auszeichnungen erhielt Imre Kertész im Herbst 2002 den Nobelpreis für Literatur „für ein schriftstellerisches Werk, das die zerbrechliche Erfahrung des Einzelnen gegenüber der barbarischen Willkür der Geschichte behauptet“.
In deutscher Übersetzung erschienene Bücher von Imre Kertész sind u.a.: „Mensch ohne Schicksal“ (1990), „Kaddisch für ein nicht geborenes Kind“ (1992), „Galeerentagebuch“ (1993), „Eine Geschichte: zwei Geschichten“ (mit Peter Esterhazy, 1994), „Meine Rede über das Jahrhundert“ (1995), „Roman eines Schicksallosen“ (1996), „Ich - ein anderer“ (1998), „Die englische Flagge“ (Erzählungen, 1999), „Eine Gedankenlänge Stille, während das Erschießungskommando neu lädt“ (Essays, 1999), „Fiasko“ (2000), „Der Spurensucher“ (Erzählung, 2002), „Die exilierte Sprache“ (Essays und Reden, 2003), „Liquidation“ (Roman, 2003).
Graz, am 21. November 2003
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