Umwelt ohne Grenzen
Internationale Umwelt-Fachtagung in St. Ulrich im Greith
Weil Umweltbelastungen sich nicht an Grenzen halten, wurde mit St. Ulrich im Greith ein Tagungsort an der steirisch-slowenischen Grenze für das Forum „Umwelt ohne Grenzen“ gewählt. Eingeladen zu der kürzlich stattgefundenen Fachtagung hatte der Umweltanwalt des Landes Steiermark, Dr. Alois Oswald, in Zusammenarbeit mit dem Ökosozialen Forum Steiermark. Dem Anspruch der Tagung, als offenes und grenzenloses Umweltdiskussionsforum zu fungieren, wurde der Veranstalter mit namhaften Referenten aus Slowenien und Ungarn gerecht.
Landesrat Erich Pöltl betonte, dass für einen umfassenden Umweltschutz vor allem vernetztes Denken nötig sei und unterstrich die Multiplikatorbedeutung von Medien und Schulen. Er zählte einige Beispiele für erfolgreichen Umweltschutz in der Steiermark auf (etwa die Ökologische Landentwicklung, das Umweltbildungszentrum oder die Baustoffwiederverwertung) und wies auf die Bionikausstellung im Ökopark Hartberg hin: Die Natur sei sehr oft Vorbild für technische Entwürfe und Entwicklungen.
Professor Osterc von der Universität Laibach, slowenischer Landwirtschaftsminister von 1990 bis 1997, konzentrierte seine Ausführungen auf die Landwirtschaft und betonte die Wichtigkeit kleiner Familienbetriebe. Er erteilte der rein produktionsbezogenen Landwirtschaft mit ihren gravierenden Umweltauswirkungen eine Absage und unterstrich, dass bäuerliche Produkte vor allem gesund und qualitativ hochwertig sein müssten und die Produktionsweise auch dem Artenschutz und der Landschaftserhaltung dienen müsse. In benachteiligten Gebieten könnten solche vielfältigen Leistungen nur durch Direktzahlungen ermöglicht werden, welche im slowenischen Agrarumweltprogramm vom April 2001 auch vorgesehen seien.
In perfektem Deutsch beleuchtete anschließend Professor Györi-Nagy von der Universität Gödöllö die ungarische Situation. Er verlangte eine neue Theorie der Kultur, um Nachhaltigkeit zu erreichen. Dazu müsse man vom Boden und vom Ort ausgehen, wofür eine kleinstrukturierte, ökologische Landwirtschaft beste Voraussetzungen böte. Demgegenüber seien aber in Ungarn etwa 90 Prozent der Agrarflächen in der Hand von nur zehn Prozent aller Landwirte, die auf großflächige, mechanisierte und chemisierte Landwirtschaft setzten.
Im zweiten Tagungsblock „Land an der Grenze – Land ohne Grenze“ referierten die Sozialpartner über Chancen und Sorgen ihrer Klientel zur bevorstehenden EU-Erweiterung. Der Präsident der steirischen Land- und Forstwirtschaftskammer, Gerhard Wlodkowski, plädierte für EU-weite gleiche Standards bei Lebensmittelsicherheit, Tier- und Umweltschutz und meinte, die Erweiterung könne nicht verordnet, sondern müsse im Herzen mitgetragen werden.
Mag. Karl Snieder von der steirischen Arbeiterkammer sprach sich für eine begrenzte, geordnete Zuwanderung von qualifizierten Arbeitskräften aus. Die EU-Erweiterung müsse sozialverträglich geschehen, weshalb eine Weiterentwicklung zu einer Beschäftigungs- und Sozialunion unbedingt erfolgen sollte.
Der Präsident der Wirtschaftskammer Steiermark, Peter Mühlbacher, hob die Rolle der steirischen Investoren in den mittel- und osteuropäischen Staaten und die Kooperationsverträge zu 63 Regionalkammern in deren Gebiet hervor. Für ihn sei klar, dass die EU-Erweiterung für beide Seiten ein Erfolg sein werde.
Graz, am 9. Oktober 2002
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