Landesgesundheitsreferentenkonferenz: Gesundheitsversorgung gemeinsam denken
Einheitliche Standards und Zusammenarbeit über Bundesländer-Grenzen hinweg standen im Fokus.Diskutiert wurde u.a. auch über das Gesundheitstelefon 1450 als Mittel zur Lenkung von Patientenströmen, eine Ausweitung der Primärversorgung und des telemedizinischen Angebots sowie die einheitliche Finanzierung von Home-Treatment-Leistungen.




Graz (15. Oktober 2025).- Im Rahmen des Ländervorsitzes der Steiermark fand heute (15.10.2025) die Konferenz der Landesgesundheitsreferentinnen und -referenten in Graz statt. Der steirische Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl konnte als Vorsitzender der Tagung neben den Gesundheitsreferentinnen und -referenten der anderen Bundesländer auch Staatssekretärin Ulrike Königsberger-Ludwig in der steirischen Landeshauptstadt begrüßen. Die Ergebnisse des Zusammentreffens präsentierte Kornhäusl im Anschluss gemeinsam mit Königsberger-Ludwig sowie den Gesundheitslandesrätinnen Daniela Gutschi (Salzburg) und Cornelia Hagele (Tirol) im Rahmen einer Pressekonferenz.
Gemeinsam für eine bessere Versorgung
Im Mittelpunkt der Landesgesundheitsreferentenkonferenz standen die länderübergreifende Zusammenarbeit und die Vereinheitlichung von Standards, um die Gesundheitsversorgung in allen Regionen des Landes zu verbessern, „denn egal wo jemand lebt, die Versorgung darf keinen Unterschied machen", so Kornhäusl. Einen Fokus im gemeinsamen Vorgehen legen die Länder auf das Gesundheitstelefon 1450. Dieses soll zu einer besseren Lenkung von Patientenströmen beitragen, damit Patienten rascher zum bestmöglichen medizinischen Angebot geleitet werden und damit auch das Gesundheitssystem in seiner Gesamtheit entlastet werden kann. Deutliche Kritik kommt von den Ländern am einseitigen Vorgehen der Sozialversicherungsträger. Deshalb fordern sie die intensive Einbindung bei der Entwicklung zusätzlicher Services.
Primärversorgung und Home-Treatment
Ein weiterer Punkt auf der Agenda war die Forderung nach einer Ausweitung der Primärversorgung. Konkret sollen neben Allgemein- und Kinderärzten auch in anderen Disziplinen die Gründung einer Primärversorgungseinrichtung (PVE) ermöglicht werden. Weiterer Schwerpunkt in Graz war die Weiterführung des erfolgreichen „Home-Treatment"-Projekts im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie. In Zuge dessen werden - etwa in Tirol und der Steiermark - Kinder und Jugendliche von multiprofessionellen Teams mit nachweisbar positiven Ergebnissen direkt in ihrem häuslichen Umfeld betreut. Die Vorteile sind offenkundig: Die Behandlung findet über mehrere Monate im familiären Umfeld statt, Klinikaufenthalte werden vermieden oder verringert. Die Teams setzen sich dabei aus Expertinnen und Experten der Psychiatrie, Psychotherapie, Psychologie, Ergotherapie, Sozialpädagogik und Pflege zusammen. Diskutiert wurde eine bundesweite Verankerung des Behandlungsmodells „Home-Treatment" im Zielsteuerungsvertrag sowie die Definition einheitlicher Mindeststandards - um den Schritt vom Pilotprojekt zur flächendeckenden Regelversorgung zu machen.
Ausbau des telemedizinischen Angebots
Die Landesgesundheitsreferentenkonferenz bekräftigt in ihrer heutigen Sitzung auch, dass der Ausbau digitaler und telemedizinischer Angebote ein zentraler Baustein für eine moderne Gesundheitsversorgung ist. Dafür soll ELGA als einheitliches, nationales System mit verbindlichen Standards genutzt werden, um Gesundheitsdaten sicher zu vernetzen, die Versorgungsqualität zu steigern und Österreich zugleich an den europäischen Gesundheitsdatenraum anzubinden.
Weitere Themen
Ein weiteres Ergebnis der Konferenz ist eine Übereinkunft zu den gewidmeten Medizinstudienplätzen für den öffentlichen Gesundheitsdienst. Wie von einigen Bundesländern gefordert, soll die bestehende Regelung zu den gewidmeten Studienplätzen evaluiert und überarbeitet werden. Ebenso auf der Agenda ist die Stärkung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes. Seit Jahren fordern die Länder eine zukunftsorientierte Überarbeitung der rechtlichen Grundlagen als Ablöse für das „Reichssanitätsgesetz" aus dem Jahr 1870. In Zuge dessen soll auch eine Arbeitsstruktur zwischen Bund und Ländern mit verbindlichen Aufgaben und Zielen zur besseren Koordination, etwa zur Krisenvorsorge, etabliert werden.
Statements:
Landesrat Karlheinz Kornhäusl, Vorsitzender der Landesgesundheitsreferentenkonferenz, Steiermark: „Gesundheitsversorgung endet nicht an Bundesländergrenzen, deshalb freut es mich, dass wir in Graz konstruktive Gespräche zur Weiterentwicklung unseres Gesundheitssystems geführt haben. Wir wollen gemeinsam das Gesundheitstelefon 1450 weiterentwickeln, damit alle Bürger rascher zum bestmöglichen medizinischen Angebot begleitet werden. Auch der Ausbau unserer Gesundheitszentren für eine moderne und wohnortnahe Gesundheitsversorgung ist ein zentrales Anliegen."
Staatssekretärin Ulrike Köngisberger-Ludwig: „Unser gemeinsames Ziel muss die beste medizinische Versorgung der Menschen in Österreich sein, denn wir sind den Bürgerinnen und Bürgern verpflichtet. Daher müssen entsprechende Beschlüsse gefasst werden, sodass wir unser öffentliches solidarisches Gesundheitssystem jetzt für die Gegenwart und nachhaltig für die nächsten Generationen verbessern. Der Ausbau des niedergelassenen Bereichs und insbesondere die Stärkung der Primärversorgung als erste Versorgungsstufe im Gesundheitswesen sind zentrale Anliegen. Die PVEs sind ein zukunftsweisendes wohnortnahes Versorgungsmodell, wo die Patientinnen und Patienten vom Leistungsspektrum und verkürzten Wartezeiten durch verlängerte Öffnungszeiten profitieren, Spitalsambulanzen entlastet werden und Ärztinnen und Ärzten sowie dem Gesundheitspersonal ein attraktives Arbeitsumfeld geboten wird. Unser Ziel bis 2030 sind 300. Aktuell haben wir in Österreich 106 Primärversorgungseinrichtungen, 92 Allgemeinmedizin und 14 Kinder-PVEs. Der Beschluss in der heutigen Landesreferent:innenkonferenz, die Primärversorgungseinheiten weiterzuentwickeln, stellt einen entscheidenden Schritt zur Sicherstellung einer patientenorientierten, effizienten und zukunftsfähigen Gesundheitsversorgung dar. Abschließend ist mir jedoch wichtig zu betonen, dass bei der Weiterentwicklung der Primärversorgungseinheiten an dem Grundsatz der Gemeinnützigkeit festgehalten wird."
Landesrätin Daniela Gutschi, Salzburg: „Auch in Zeiten des Budgetdrucks muss unser oberstes Ziel sein, den hohen Standard unseres Gesundheitssystems zu erhalten. Das schaffen wir nur, wenn Bund, Länder, Sozialversicherung und alle Partner noch enger zusammenarbeiten. Es ist dringend notwendig, spürbare Entbürokratisierungsmaßnahmen zu setzen, um die Ausbildung unserer Ärztinnen und Ärzte zu sichern, die wohnortnahe Versorgung zu stärken und Ressourcen optimal zu nutzen. Eine weitere wichtige Maßnahme ist der Ausbau der Telemedizin und des Terminmanagements. Dafür braucht es ein einheitliches, verlässliches System, das auf bestehenden Strukturen aufbaut und mit ihnen kompatibel ist."
Landesrätin Cornelia Hagele, Tirol: „Gesundheitspolitik ist keine Einbahnstraße. Es darf nicht vom Wohnort abhängen, ob ein Kind rasch einen Therapieplatz bekommt oder monatelang warten muss. Unser Gesundheitssystem muss sich am tatsächlichen Bedarf der Menschen orientieren - nicht an Landesgrenzen. Auch die Telemedizin spielt bei dieser Entwicklung eine wesentliche Rolle. Damit es auch hier keine Unterschiede gibt, setzen wir uns dafür ein, dass auch telemedizinische Lösungen von allen gut genutzt werden können. Nur wenn Bund, Länder und Sozialversicherung an einem Strang ziehen und innovative Projekte wie Hometreatment und Telemedizin unterstützen, können wir den hohen Standard unserer Gesundheitsversorgung langfristig sichern und weiterentwickeln."
Rückfragehinweis:
Andreas Kaufmann | Büro LR Kornhäusl | Tel. +43 676 8666 2590 / E-Mail: andreas.kaufmann@stmk.gv.at
Graz, am 15. Oktober 2025
Sabine Jammernegg unter Tel.: +43 (316) 877-2999, bzw. Mobil: +43 (676) 86662999 und Fax: +43 (316) 877-2294 oder E-Mail: sabine.jammernegg@stmk.gv.at zur Verfügung.
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