Regionext – heute Strukturen für morgen schaffen
Kostendruck auf Regionen: 150 Ortschefs und Landespolitiker diskutierten in Eisenerz
Graz/Eisenerz.- 150 Bürgermeister steirischer Gemeinden und die Spitzen der steirischen Landespolitik trafen auf Einladung des Städtebundes und des Gemeindebundes gestern (22. November) einander im Innerberger Gewerkschaftshaus in Eisenerz zur Präsentation des Projektes „Regionext“, das seit 28. Juli 2006 von einer Projektsteuerungsgruppe der Abteilung 16 der Steiermärkischen Landesregierung für Landes- und Gemeindeentwicklung vorbereitet wurde.
Landesrat Johann Seitinger, Landesrat Ing. Manfred Wegscheider, Bürgermeister Bernd Rosenberger, Präsident des Städtebundes und Hermann Kröll, Präsident des Gemeindebundes, gaben mit dieser breit angelegten Diskussion den Startschuss für die steiermarkweite Diskussion einer umfassenden Reform der Regionalstrukturen. Kostendruck und innersteirische Migration sind die beiden großen Herausforderungen an die steirische Strukturpolitik. In den Regional- und Gemeindestrukturen wirtschaftliche Effizienz mit einem ausgewogenen Maß an Lebensqualität und sozialer Sicherheit zu verbinden, so lautet der politische Auftrag an die Verantwortlichen auf der Landes-, Regional- und Gemeindeebene. „Unser Ziel ist es, die Gemeindeautonomie aufrecht zu erhalten und die Gemeinden durch bessere Vernetzung zu stärken“, umreißt Landesrat Seitinger diesen wesentlichen Aspekt von Regionext. Die innersteirische Migration, weg von den ländlichen Räumen, hin zum Ballungsraum der Zentralregion Graz-Marburg, erfordert ein Umdenken bezüglich der Anforderungen an die Strukturen der Landes-, Regional und Gemeindeebene. Für Landesrat Wegscheider hat die Umweltpolitik dabei einen großen Stellenwert: „Wenn es darum geht, diese Lebensräume neu zu gestalten, sind wir mit unseren steirischen Einrichtungen und Maßnahmen dafür gut gerüstet", sagte Wegscheider. Um für den sich immer schneller vollziehenden technologischen Wandel gerüstet zu sein und auf die immer stärker auch in die entlegendsten Regionen hineinwirkende Globalisierung reagieren zu können, soll der Aspekt der Nachhaltigkeit betont werden.
Regionext – Grenzen überwinden, Potentiale nützen
Der europäische Wettbewerb bietet steirischen Regionen neue Vermarktungschancen, lässt die Gemeinden aber auch an die Grenzen ihrer wirtschaftlichen und organisatorischen Kapazität stoßen. Regionext stellt eine Info-Datenbank und das nötige Beratungs-Know-how zur Verfügung, um gemeindeübergreifende Organisationseinheiten zu schaffen, die als Netzwerke im gesamteuropäischen und globalen Wettbewerb bessere Chancen haben. So schafft Regionext auch einen konstruktiven Wettbewerb zwischen den Gemeinden und eine gestärkte regionale Identität. Der Präsident des Städtebundes, Bernd Rosenberger, legt dabei großen Wert auf die Bürgerbeteiligung: „Ohne die Identifikation der Bürger können wir überhaupt keine Projekte drüberbringen. Jede Gemeinde ist gut beraten, im Bereich der Vernetzung eng mit den Bürgerinnen und Bürgern zusammenzuarbeiten.“ Zur Möglichkeit einer Zusammenlegung von kleineren Gemeinden sagt der Präsident des Gemeindebundes, Hermann Kröll: „Das Land soll auch Anreize für Kooperationen schaffen. Wenn einzelne Gemeinden dann darüber hinaus noch für eine Zusammenlegung sind, so steht ihnen das frei“.
Die folgenden Projekte sind eine Auswahl erfolgreicher Umsetzungsschritte in der Praxis.
Holzwelt Murau
Das Projekt „Holzwelt Murau“ vernetzt die Aktivitäten von 24 Gemeinden im Bereich der Nutzung von Holz: Wirtschaft, Tourismus, Kultur, Bildung, Marketing und EU-Projekte werden auf den Bereich der Holznutzung hin gebündelt und schaffen so ein Stärkefeld dieser Region.
Vulkanland Strategie
Die „Vulkanland Strategie“ der Bezirke Feldbach, Radkersburg und teilweise der Bezirke Fürstenfeld und Weiz setzt mit dem Thema „Kulinarik“ als Ausgangspunkt ähnliche Schritte. Dort sind die positiven Effekte eines intensiven Bürgerbeteiligungsprozesses auf die regionale Wirtschaft bereits spürbar.
Ausseerland Salzkammergut
Im Projekt „Ausseerland Salzkammergut“ haben sich sechs Gemeinden zu einer Gemeindekooperation zusammengeschlossen und seit dem Jahr 2003 bereits mehr als 100 Millionen Euro an EU-Förderungen, privaten und öffentlichen Geldern in erfolgreiche regionale Strukturmaßnahmen investiert.
Kernraumallianz
Schwerpunkt dieses Projektes der Gemeinden Bärnbach, Köflach, Maria Lankowitz, Rosental an der Kainach und Voitsberg ist die Erhebung verschiedener paralleler Problemstellungen in den Gemeinden und deren Behebung in einer gemeindeübergreifenden Vorgangsweise. Planungen für Einrichtungen, die von mehreren Gemeinden gemeinsam genützt werden können, erfolgen über die Gemeindegrenzen hinweg.
re-design Eisenerz
Dieses Projekt beschäftigt sich mit dem Phänomen der „shrinking cities“ – der schrumpfenden Städte. In Eisenerz hat sich die Bevölkerung in den letzten 25 Jahren von 12.000 auf rund 5.800 Einwohner reduziert. In naher Zukunft ist mit einem Wohnungsleerstand von bis zu 45 Prozent zu rechnen. Beispiele in Deutschland und England, wie etwa Halle und Manchester zeigen aber: Das Schicksal einer „toten Stadt“ ist keineswegs unausweichlich. Die erfolgreiche Ausstellung „Umbruch Aufbruch Eisenerz“ und ein Architektenwettbewerb sollen Wege für Eisenerz in eine Zukunft mit neuem Image und neuen Zukunftschancen aufzeigen.Diese Beispielprojekte sollen steiermarkweit Anreize für andere Regionen sein, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, indem sie nach einer Stärken-Schwächenanalyse ihre Potentialfelder in Zukunft besser nützen und damit auch EU-Förderungsmittel in die Region holen.
Graz, am 23. November 2006
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