Totenfeier am Zentralfriedhof und jüdischen Friedhof
105.000 Steirer waren Opfer der beiden Weltkriege des vergangenen Jahrhunderts
Graz.- Das fünf Meter hohe Steinkreuz am Grazer Zentralfriedhof – eine von insgesamt 335 steirischen Kriegsgräberanlagen – dient als Mahnmal für die gefallenen Soldaten und zivilen Opfer des ersten Weltkrieges. Es ist Tradition, dass anlässlich des Totengedenkens am 2. November Abordnungen des Bundesheeres, des Kameradschaftsbundes und der Traditionsverbände der Opfer beider Weltkriege gedenken.
Insgesamt 105.000 Opfer, Soldaten und Zivilisten, forderten die beiden großen Kriege des vergangenen Jahrhunderts. 42.000 Tote waren es im ersten Weltkrieg. Von den beinahe 63.000 Opfern des zweiten Weltkrieges waren 28.000 gefallene Soldaten, 12.000 Ziviltote, 8.000 Menschen waren Opfer politischer Verfolgung, 2.500 Juden und 300 Zigeuner wurden ermordet. 12.000 Steirer gelten als vermisst. Die Zahl der Invaliden, Verschleppten, Traumatisierten und vergewaltigten Frauen lässt sich nicht einmal annähernd schätzen. „Die Steiermark wird diesen Menschen immer ein ehrendes Gedenken bewahren. Aber es muss auch oberste Pflicht aller Verantwortungsträger dieser Gesellschaft sein, dafür zu sorgen, dass der Tod unserer Landsleute nicht umsonst gewesen ist. Wir müssen aus der Geschichte lernen und wir sind es nicht zuletzt auch den Opfern der Vergangenheit schuldig, eine Zukunft zu bauen, in der der Krieg keine Option mehr für die Durchsetzung ökonomischer oder politischer Interessen darstellt“, forderte Landeshauptmann Mag. Franz Voves in seiner Rede beim heutigen Totengedenken die Verantwortung der Gestalter der Gesellschaft ein.
Im Anschluss an die Totenfeier am Zentralfriedhof wurde auch der Toten am jüdischen Friedhof gedacht. In seiner Rede stellte Landshauptmann Voves auch die direkte Verbindung zum Schicksal der jüdischen Gemeinde in Österreich während der Zwischenkriegszeit her: „Es ist unser aller Pflicht, nicht nur den gefallenen Soldaten, sondern auch den verfolgten, gequälten und ermordeten Opfern des nationalsozialistischen Rassenwahns ein ehrfurchtsvolles Gedenken zu bewahren. So, wie es unser aller Pflicht ist, dieses Gedenken mit dem Gelöbnis zu verbinden, alles zu tun, damit es nie wieder zu vergleichbaren Verbrechen gegen die Menschlichkeit in unserem Umfeld kommt“, sagte Landeshauptmann Voves. Im Jahr 1933 wurde die Ortsgruppe Graz des Bundes der jüdischen Frontsoldaten gegründet. Dieser Bund errichtete im Jahr 1935 am jüdischen Friedhof einen Gedenkstein für 90 gefallene jüdische Soldaten des ersten Weltkrieges. Die Einweihung erfolgte mit der Unterstützung des damaligen Militärkommandos unter großer Anteilnahme der Bevölkerung.
Graz, am 2. November 2006
Für Rückfragen steht Ihnen als Verfasser bzw. Bearbeiter dieser Information Rüdeger Frizberg unter Tel.: (0316) 877-2902 Fax: (0316) 877-3188 E-Mail: ruedeger.frizberg@stmk.gv.at zur Verfügung