Milliardenschäden, aber wenig Unrechtsgefühl
KSÖ-Enquete im Zeichen der weltweiten Computerkriminalität



Graz.- Es klingt so harmlos - ein „Programmerl“ von einem guten Freund kopiert, Musik von einer Tauschbörse, alles in allem aber Milliarden Euro, die weltweit der Wirtschaft jährlich verloren gehen. „Eine vollkommen neue Kriminalität mit ebenso neuen Schadensformen, für die aber noch das Unrechtsbewusstsein fehlt“, wie es Landesrat Mag. Helmut Hirt in seiner Begrüßungsrede zur Enquete des „Kuratorium Sicheres Österreich – Landesklub Steiermark“ (KSÖ) mit dem Thema „Bits, Bytes und Paragraphen“ treffend auf den Punkt brachte.
Bei dieser hochkarätig besetzten und auf Einladung von Landeshauptmann Mag. Franz Voves im Veranstaltungszentrum Alte Universität abgehaltenen Experten-Enquete spannten die Referenten den weiten Bogen über sämtliche Erscheinungsformen der Computerkriminalität. So konnte Flughafendirektor Mag. Gerhard Widmann als KSÖ-Steiermark-Präsident den bekannten Rechtsanwalt MMag. Dr. Rainer Beck begrüßen, der sein Publikum mit dem Thema „Urheberrecht – Software-Diebstahl, Raubkopien, Persönlichkeitsschutz“ faszinierte. „Von Bagatelldelikten keine Spur“, so der Rechtsexperte, „bei gewerblicher Herstellung von Raubkopien drohen zwei Jahre Haft.“
Einen Ausblick in die Welt der Viren, ihrer Hersteller und der Abwehrspezialisten zeichnete Dipl.-Ing. Christoph Barszczewski von der EDV-Sicherheitsfirma Ikarus Software GmbH aus Wien. Fest steht, die Trojaner sind weiter im Vormarsch, 80.000 im vergangenen Jänner, bereits 140.000 im August. Aber dafür dauert es nur noch 14 Minuten, bis ein neuer Virus entdeckt ist, weitere 14 Minuten beobachtet, dann greifen die Abwehrstrategien.
Dass eine Firma viel Geld in die Hand nimmt, um Angriffen auf ihre Systeme zu finanzieren, war den meisten im Publikum neu. Ing. Manfred Ziegler, Leiter der Abteilung IT-Infrastruktur und IT-Betrieb von der Magna Steyr Fahrzeugtechnik verblüfften damit die Zuhörerschaft. Die Angriffe auf das EDV-System erfolgen natürlich geordnet, sollen aber Lücken aus der Sicht des Hackers erkennen lassen.
Zum Abschlussreferat konnte Moderator Dr. Wolfgang Schinagl, IT-Fachmann der Wirtschaftskammer Steiermark und EDV-Freak der ersten Stunde seinen akademischen Lehrer und Freund Dekan Univ. Prof. DDr. Hermann Maurer von der TU Graz begrüßen. Was der EDV-Vordenker und Verfasser zahlreicher Science Fiction-Bücher in seinem Referat „Kampf dem großen Bruder“ seinem Publikum vorsetzte, ließ nur deswegen nicht die große Angst vor allem, was EDV ist, aufkommen, weil man es in den Bereich Worstcase-Szenario der Zukunft verdrängt. Dabei könnte vieles schon morgen passieren.
Ein Tipp von Dr. Wolfgang Schinagl für all jene, die an der Enquete nicht teilnehmen konnten, aber großes Interesse an der Themenstellung haben: >wko.tv< eingeben, sämtliche Referate sind vollinhaltlich archiviert.
Graz, am 16. Oktober 2006
Für Rückfragen steht Ihnen als Verfasser bzw. Bearbeiter dieser Information Dr. Dieter Rupnik unter Tel.: (0316) 877-2971 Fax: (0316) 877-3188 E-Mail: dieter.rupnik@stmk.gv.at zur Verfügung