Verödete Ortszentren – unausweichliches Schicksal?
15. Steirischer Ortsbildtag sucht Synthese zwischen Wirtschaft und Architektur
Graz/Bruck an der Mur.- Verödete historische Ortskerne mit Gebäuden, die ihre Funktionen verloren haben - auf der anderen Seite riesige Einkaufszentren, die jede Peripherie auswechselbar und gleichförmig erscheinen lassen. Ob diese Vision wirklich unabwendbar ist, wurde heute (6. Oktober) am 15. Steirischen Ortsbildtag in Bruck an der Mur von Experten aus den Bereichen der Architektur, des Denkmal- und Ortsbildschutzes sowie des Citymanagements diskutiert. In seiner Eröffnungsrede sagte Landeshauptmann Mag. Franz Voves: „Es geht um Identität und um Unverwechselbares. Gerade deshalb hat das wahrnehmbare Erscheinungsbild unseres Lebensraumes eine große Bedeutung.“
Änderungen im Einkaufsverhalten und den Wirtschaftsstrukturen haben einen massiven Wandel der Gemeindestrukturen verursacht. „Sollte die Flächenexpansion im Einzelhandel in den nächsten Jahren in der Steiermark, insbesondere im Ballungsraum in und um Graz, weiter anhalten, ist es absehbar, dass die noch bestehenden Angebotsstrukturen in den kleinen und mittelgroßen Gemeinden weiter ausgedünnt werden und sich das gesamte Angebot auf einige wenige zentrale Bezirksstandorte fokussiert“, weist Mag. Roland Maurer, Geschäftsführer der CIMA (City Management) Österreich GmbH., auf eine drohende Entwicklung hin. Diese Entwicklung ist allerdings nicht unausweichlich. Agenturen für Orts-, Stadt- und Regionalmarketing, für Tourismus- und Citymanagement erforschen methodisch die wirtschaftlichen Stärken und Schwächen ihrer jeweiligen Arbeitsgebiete und entwickeln als Berater für die Gemeinden individuelle Szenarien.
Oftmals drohen historische Objekte mangels Nutzung zu verfallen und müssen daher substantiell neu gestaltet werden. „Aufgabe des Ortsbildschutzes ist es, die erhaltenswerten Baubestände in Schutzgebieten als bleibende Werte zu thematisieren, sich für ihre Umnutzung und Anpassung an die neuen Bedürfnisse zu verwenden, beziehungsweise sie nur durch eine angemessen hochwertige zeitgenössische Baugestaltung zu ersetzen“, spricht Dipl.-Ing. Gerda Missoni, die Vorsitzende der steirischen Ortsbildkommission, das Spannungsfeld zwischen historischen Gebäuden und einer den modernen Anforderungen entsprechenden Nutzung an.
In neuerer Zeit gibt es viele europäische Beispiele intelligenter Standortkooperationen in Kleinregionen, in denen ein besonderes Angebot Kunden und Unternehmen wieder in die Ortskerne zurückgeführt hat. Besonders wichtig dabei ist der Schulterschluss zwischen Kommunalpolitik, örtlicher Wirtschaft und lokalen Haus- und Grundstücksbesitzern. Best Practice-Beispiele sollen in der Steiermark als Impetus für neue Wege einer Verschränkung von Lebens- und Wirtschaftsraum sowie architektonischer Gestaltung dienen. „Ein verantwortungsvoller Umgang mit dem Ortsbild von Städten ist eine wesentliche Grundvoraussetzung für die positive Entwicklung von Kommunen“, führt Bürgermeister Bernd Rosenberger die Stadt Bruck an der Mur als positives Beispiel einer Verbindung zwischen Wirtschaft und Ortsbildschutz an.
Graz, am 06. Oktober 2006
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