Terror: Angst und Panik als größte Bedrohung
Expertentagung des "Kuratorium Sicheres Österreich" im Stift St. Lambrecht



St. Lambrecht (Bezirk Murau).- Es müssen nicht ausschließlich im Irak erbeutete, in der ehemaligen Sowjetunion in Umbruchszeiten verschwundene Waffen oder nukleare Materialien sein, auch das nächstgelegene Lagerhaus könnte Terroristen Komponenten für Kampfstoffe liefern. In einem von der Landesgruppe Steiermark des „Kuratorium Sicheres Österreich“ (KSÖ) und dem Murauer Bezirkshauptmann Dr. Wolfgang Thierrichter im Stift St. Lambrecht veranstalteten Vortragsnachmittag (4. Oktober 2005) mit hochkarätigen Referenten aus den Bereichen Bundesheer, Medizin und Forschung wurde ein eindrucksvolles Bedrohungsszenarium zum Thema „Terror mit Massenvernichtungswaffen“ gezeichnet.
Nach der Begrüßung durch KSÖ-Präsident Mag. Gerhard Widmann bot Brigadier Mag. Günter Eisl, Leiter der Auswertungsabteilung des Heeresnachrichtenamtes, in der vom Leiter der Katastrophenschutzabteilung des Landes Steiermark, Dr. Kurt Kalcher moderierten Veranstaltung Antworten auf die Frage „Gibt es eine Bedrohung durch eine terroristische Verwendung von Massenvernichtungswaffen?“ Die Antwort lautet eindeutig: Ja. Immer wieder gefundene Anleitungen für Bau und Einsatz solcher Waffen beweisen die Absichten von Terroristen.
Das Spektrum der Kampfstoffe spannt sich von einfach herstellbarem Grünspan, von dem aber zehn Gramm bereits einen Menschen töten über genmanipulierte Hybridsamen, die ganze Ernten vernichten können bis zur „schmutzigen Bombe.“ Dabei würde, so Brigadier Eisl, radioaktives Material durch konventionellen Sprengstoff verteilt werden. Ein Beispiel, das sich im Jahre 1987 in Brasilien ereignet hatte, zeigt die tragischen Konsequenzen. Damals hatten Diebe nichts ahnend 110 Gramm Caesium 137 in einem Behälter gestohlen. Die Folgen: fünf Tote, 67 Quadratkilometer und 34.000 Menschen verstrahlt, unermessliche wirtschaftliche Folgeschäden. Auch Anschläge auf Chemiefabriken würden ein enormes Gefahrenpotential in sich bergen.
Eine besondere Gefahr gehe von den so genannten „verwaisten Quellen“ in der ehemaligen Sowjetunion und deren Nachfolgestaaten aus. Dort, wo die behördliche Erfassung von nuklearen Materialen zusammengebrochen ist, könne man, führte der Bereichsleiter der Health Physics Division am Forschungszentrum Seibersdorf, Mag. Christian Schmitzer aus, nicht mit Sicherheit annehmen, dass sämtliche Bestände noch vorhanden sind. Schwer um ihre finanzielle Existenz ringende Atomwissenschaftler stellten in diesen Fällen ein besonders ernstes Problem dar. „Bei einem Angriff mit der ‚schmutzigen Bombe’ hat der, der die Explosion überlebt, wenig zu befürchten“, so Mag. Schmitzer, „die tatsächliche Bedrohung liegt jedoch in der Angst, Hysterie und vor allem in der Panik, die dadurch entstehen würde.“
Großes Lob dem steirischen Seuchenplan spendete Univ. Dozent Mag. Dr. Arnulf Hartl von der Paracelsus-Medizinische Privatuniversität Salzburg. Er befasste sich mit Pandemie-Szenarien, SARS und Vogelgrippe. Effiziente Impfstoffe werden in den Labors entwickelt und halfen, Pocken oder Kinderlähmung auszurotten. Die Frage sei nur, ob bei einer Pandemie auch wirklich jeder Impfstoffe erhält.
In seinem Referat „Chemische Waffen als Terrormittel“ zeichnete Oberst Johann Aigner von der ABC-Abwehrschule des Bundesministeriums für Landesverteidigung ein Bild von den bereits erfolgten Einsätzen chemischer Kampfstoffe beginnend im Ersten Weltkrieg über den Vietnam-Krieg bis zum Iran-Irak-Krieg oder jenen militärischen Vernichtungseinsatz der irakischen Armee gegen die Kurden im eigenen Land. Der Sarin-Anschlag durch die Aum-Sekte in der U-Bahn von Tokio habe die Gefährlichkeit dieser Stoffe in der Hand von Terroristen bewiesen. Chemische Kampfstoffe sind, folgerte der Experte, für den terroristischen Einsatz gegen Massen geeignet und - als „dual use“-Stoffe seien sie zum Teil sogar in Lagerhäusern erhältlich.
Graz, am 5. Oktober 2005
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