Almwirtschaft: Marktfähigkeit sichert Zukunft
Almwirtschaftstagung 2005 formuliert Forderungen zur Erhaltung der Almlandschaft
Graz/Fladnitz an der Teichalm (Bezirk Weiz).- Die bereits gesetzten Schritte zur Erhaltung der Marktfähigkeit der österreichischen Almwirtschaft waren erfolgreich. Es müßten aber noch weitere gesetzt werden, um im Wettbewerb der erweiterten EU zu bestehen. So lautet die Botschaft der Österreichischen Almwirtschaftstagung 2005.
Österreich konnte in Verhandlungen mit der EU bereits einige Erfolge verbuchen: So erreichte man die Aufstockung des Mutterkuhkontingents und die Weiterführung der Milchquotenregelung bis 2013, was besonders der Almwirtschaft zu Gute kommt. In der Programmplanung der EU von 2007 bis 2013 setzt sich Österreich massiv für die besondere Berücksichtigung des ländlichen Raumes ein. Ein Punkt ist hier die Weiterentwickung der Idee einer „Schule am Bauernhof“ zur „Schule auf der Alm“.
Trotzdem stehen derzeit viele Almen vor einem Wendepunkt in ihrer Entwicklung: Vorwiegend extensiv (für den Ertrag werden große Flächen benötigt) genutzte Flächen verlieren an Bedeutung. Die Grünlandwirtschaft wandert immer mehr in Gunstlagen ab. Viele Almen „verbuschen“ und „verwalden“. Auch Erosionsprobleme treten auf. Die Grünlandflächen haben sich seit 1950 von 27.600 auf 20.000 Quadratkilometer reduziert. Die Zahlen der Tierhaltung im Bergland sinken. 5000 Bauern schließen jährlich ihre Betriebe.
Von Dienstag, dem 30. August, bis Donnerstag, dem ersten September trafen sich Experten, unter ihnen Landesrat Johann Seitinger, Landtagsabgeordneter Dipl.- Ing. Odo Wöhry, der technische Leiter der Agrarbehörde Steiermark, Dipl.- Ing. Georg Zöhrer, der Leiter der Fachabteilung 10 für Agrarrecht und ländliche Entwicklung, Ingenieur Ignatz Knöbl von der Abteilung für ländliche Entwicklung des Lebensministeriums und der Organisator der Österreichischen Almwirtschaftstagung, Alminspektor Dipl.- Ing. Franz Bergler zur Almwirtschaftstagung 2005. Landeshauptmann Waltraud Klasnic eröffnete dieses Expertentreffen. In ihrer Rede hob sie die Wichtigkeit der Almlandschaften hervor. Almgebiete seien zwar meist entlegen, trotzdem müssten sie auch im Zentrum von Zukunftsüberlegungen stehen. Sie seien nicht nur Heimat, sondern auch Eckpfeiler der Naturerhaltung, der landwirtschaftlichen Strukturen und eines immer wichtiger werdenden Fremdenverkehrs.
Eine Studie der ALP Austria (Projekt zur Sicherung der Almwirtschaft in Österreich) erforscht derzeit die wirtschaftliche und infrastrukturelle Bedeutung der Almen und die Möglichkeiten einer multifunktionalen Berglandwirtschaft. Sie wird Anfang 2006 fertig gestellt sein.
Landesrat Johann Seitinger umriss in einer Pressekonferenz am ersten September in mehreren Punkten die Grundvoraussetzungen einer Zukunftssicherung der Alm- und Bergwirtschaft.
Klima- und Naturschutz: Eine Erhöhung der Jahresdurchschnittstemperatur hat den Anstieg der Baumgrenze um 180 Meter zur Folge. Hier muss sich Österreich einsetzen, dass die bisher festgelegten Vorgaben der Umweltkonferenzen auch eingehalten werden. Die weitere Bewirtschaftung der Almflächen ist Voraussetzung, um ein dramatisches Ansteigen der Lawinengefahr zu verhindern. Investitionen in die Wildbachverbauung und in Schutzwälder sind notwendig. Sie sind eine „Lebensversicherung für Mensch, Almkultur und die Almen als Wirtschaftsfaktor. Nicht zu übersehen sind hier auch der Wertschöpfungsfaktor und die Sicherung von Arbeitsplätzen.
Wirtschaftsfaktor Alm: Die Förderungsinstrumente der Ausgleichszulage, der ÖPUL (Förderung umweltfreundlicher Produktionsmethoden) sind weiterhin unverzichtbar. Der „Preisterror“ einiger Großmarktketten mit nieder qualifizierten Billigprodukten aus dem Ausland (Billigjoghurt!) muss unterbunden werden.
Finanzausgleich: Die österreichische Almenlandschaft stellt 50 Prozent des Erholungsraumes für die Österreicher dar. Hier gilt es, die Möglichkeiten einer interkommunalen Kooperation zwischen den Gemeinden und Regionen zu nutzen. Ein interkommunaler Finanzausgleich soll hier verstärkt die bereits vorhandenen Möglichkeiten des Finanzausgleiches zwischen dem Bund und den Ländern in Anspruch nehmen.
Umwelt: Für den bereits intensiver werdenden Tourismus in den Almregionen ist auch die Abwasserentsorgung von großer Bedeutung. Hier wurde bereits durch eine Kooperation mit dem Maschinenring die Voraussetzung für eine bedarfsgerechte und für die Bauern auch finanzierbare Abwasserentsorgung geschaffen.
Tourismus: Neben dem Steirischen Thermenland und dem Wintersport gewinnt die Almregion immer mehr an touristischer und damit auch wirtschaftlicher Bedeutung. Hier hat das Land Steiermark mit dem „Kulinarium Steiermark“ bereits eine erfolgreiche Initiative gesetzt: Hochwertige Produkte werden vor Ort vermarktet. Diese Idee ist in der Almregion zu intensivieren.
Um das Steirische Thermenland noch stärker zu vermarkten, bringen verschiedene Fluglinien Gäste aus Deutschland, sogar aus Großbritannien in die Steiermark. Diese Initiative wäre auch auf die Steirische Almenregion auszuweiten.
Hand in Hand damit soll die Weiterentwicklung der alpinen National- und Naturparks gehen. So
könnte die Erhaltung der landwirtschaftlichen Strukturen im Almenbereich, das Verständnis für die Zusammenhänge im Lebensraum der Almen, sowie deren touristische und wirtschaftliche Nutzung zu einer Einheit verbunden werden, schloss Seitinger seine Ausführungen.
Graz, am 1. September 2005
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