Literaturpreis und Literaturstipendien 2004
Großer Festakt im Weißen Saal der Grazer Burg

Mit dem „Literaturpreis des Landes Steiermark 2004“ zeichnete Landeshauptmann Waltraud Klasnic gestern in einem Festakt im Weißen Saal der Grazer Burg den 52-jährigen Lyriker und Schriftsteller Franz Josef Czernin aus. Als ehemaliger Grazer Stadtschreiber (1993 bis 1994) und Vortagender an der Universität Graz ist der gebürtige Wiener und seit 1980 in Rettenegg lebende Schriftsteller und Dichter mit der Literaturszene der Steiermark eng verbunden. Czernins Bruder publiziert ebenfalls, allerings in einem anderen Metier. Hubertus Czernin war Herausgeber und Chefredakteur des Nachrichtenmagazins profil.
Der „Literaturpreis des Landes Steiermark 2004“ ist mit 12.000 Euro dotiert. Träger des zumeist jährlich vergebenen Literaturpreises des Landes sind unter anderem Peter Handke (1972), Barbara Frischmuth (1973) und auch Elfriede Jelinek (1987), die im Vorjahr den Literaturnobelpreis erhielt.
Nach Ansicht der Jury zeichneten sich Czernins Gedichte durch „hohe Intellektualität aus, gepaart mit großer Sprachsinnlichkeit, scharfem analytischen Verstand und raffiniertem Wortspiel“ aus.
Als Laudator würdigte der Berliner Literat Sebastian Kiefer Czernis Verdienste um die Anerkennung und den Stellenwert von Lyrik im 21. Jahrhundert: „Kein zweiter Dichter arbeitet so rückhaltlos daran, dass die Poesie ihre Würde nicht mehr nur zwischen Nachrichtensendung und Nachtkrimi erbetteln muss – sondern ihr Recht als unverzichtbarer Versuch des Menschen, sich selbst zu bestimmen, aus eigener Kraft erstreiten kann“.
Die Literaturstipendien 2004 erhielten nach Ansicht der Jury mit Mag. Olga Flor und Angelika Reitzer zwei überaus talentierte junge Schriftstellerinnen. Die Stipendien sind mit jeweils 2.900 Euro dotiert. Über Initiative von LH Klasnic beschloss die Steiermärkische Landesregierung heuer, künftig jährlich zwei Literaturstipendien zu vergeben. Bisher wurden die Literaturstipendien jedes zweite Jahr vergeben.
Franz Josef Czernin, 1952 in Wien geboren, lebt seit 1980 im steirischen Rettenegg .Seit 1978 veröffentlicht er regelmäßig Gedichte, Prosa, Theaterstücke, Essays und Aphorismen. 1988 hielt er Vorlesungen an der Indiana University (USA), 1993 war er Stadtschreiber in Graz und hielt in diesem Rahmen auch seine Poetikvorlesungen an der Universität Graz.
Im Lauf der Jahre erhielt er mehrere hochrangige Auszeichnungen: 1997 den Preis der Stadt Wien für Literatur, 1998 den Heimito von Doderer Preis für literarische Essayistik,1999 den Anton Wildgans Preis,2003 den Heimrad Bäcker Preis.2004 widmete die Literaturzeitschrift ›Akzente‹ (München) ein ganzes Heft diesem Autor und seiner literarischen Ästhetik. Ausgewählte Titel: Ossa und Pelion (Gedichte, 1979), Die Kunst des Sonetts I und II (1985, 1993), Die Reise (mit Ferdinand Schmatz, 1987), Sechs tote Dichter (Aufsätze zur Literatur, 1992), Die Aphorismen (1992), Gedichte (aus: Die Kunst des Dichtens 1992), Natur-Gedichte (1996), Die Schreibhand (1997), Anna und Franz. Sechzehn Arabesken (1998), Dichtung als Erkenntnis (1999), Übersetzung von William Shakespeares ›Sonnets‹ (1999), Sonette, Elemente (2002), Voraussetzungen (Dialoge, 2002).
Literaturstipendien 2004:
Mag. Olga Flor: geboren 1968 in Wien, lebt seit 1978 mit Unterbrechungen (Chicago, Modena) in Graz, studierte Physik und Kunstgeschichte. Sie ist bereits mit mehreren Veröffentlichungen (Anthologien, dem Roman „Erlkönig“, den Dramen „Die Renegaten“ und „Fleischgerichte“) hervorgetreten. Die Jury hat sich aufgrund ihres vorgelegten Konzeptes zum Roman „Talschuss“ für diese Jungautorin entschieden - sie soll in Ruhe ihr neues Buch vollenden. Im Februar 2005 ist dieses Buch nun im Verlag Zsolnay erschienen und hat ausgezeichnete Kritiken erhalten. In ihrem bereits konturierten Werk zeigt sie eine beeindruckende Sprachkraft, Genauigkeit und eine bohrende Intensität in der Beschreibung zeitgenössischer Familienstrukturen und psychologischer Phänomene.(dzt. „Modeautorin“, etliche Stipendien und Preise)
Angelika Reitzer: 1971 in Graz geboren, studierte Germanistik und Geschichte in Salzburg und Berlin und lebt seit 2001 in Wien und Graz. Sie publizierte in Literaturzeitschriften wie Kolik, EDIT, SALZ, MDR, scheinschlag, verfasste zahlreiche Anthologien und ist Herausgeberin der Zeitschrift „poetencafé“. Die Jury empfiehlt sie als Stipendiatin für ein erst im Entstehen begriffenes Werk, einem Erzählband „Frauen in Vasen“, in dem eine große Begabung erkennbar ist. Ihr dokumentarisch-filmartiger Blick auf urbane Biographien erzeugt anspruchsvolle Texte, die die Wahrheit der Beobachteten nicht vorschnell an eine allzu selbstverständliche Sprache verraten.
Graz, am 10. März 2005
Für Rückfragen steht Ihnen als Verfasser bzw. Bearbeiter dieser Information Dr. Kurt Fröhlich unter Tel.: (0316) 877-3881 Fax: (0316) 877-3188 E-Mail: kurt.froehlich@stmk.gv.at zur Verfügung