Kein Widerspruch von Genuss und Sucht
"Festveranstaltung" zum Thema Abhängigkeit und Sucht
Graz.- 42 Prozent aller Klienten des Vereins „b.a.s. (betrifft abhängigkeit und sucht)“ gehen einem Beruf nach, neun Prozent absolvieren eine Ausbildung: Mit dem Klischee, dass Suchtkranke vorwiegend ein Dasein als „Sandler“ oder „Junkie“ fristen, haben Primarius Dr. Joachim Berthold und Vereinsgeschäftsführer Manfred Geishofer gestern bei der Eröffnung der zweitätigen „Festveranstaltung“ im Grazer Minoritenzentrum aufgeräumt.
Bewusst hatte der Verein zur „Festveranstaltung“ eingeladen. Dies sollte unterstreichen, dass „Konsum und Verzicht, Genuss und Sucht zwar Spannungsbögen in unserer Kultur sind“, jedoch auch nach Siegmund Freud Platz fürs Feiern ließen. Für die Moderation eines abwechslungsreichen Programms hatten die Veranstalter eine in der Medienszene bekannte Grazer „Stimmungskanone“ engagiert, nämlich Mag. Ulrike Glettler –Zebinger: Die begnadete (Hobby-)Kabarettistin sorgte für viel Heiterkeit im Publikum. Glettler „löcherte“ nicht nur Landeshauptmann Waltraud Klasnic, die Mitarbeiter des „b.a.s.“-Vereins und das Publikum mit Fragen nach geheimsten Süchten, sondern „outete“ sich selbst „als Konsumsüchtige, die ständig Sachen kaufen muss, die ich ganz dringend nicht brauche“.
Im „ernsten Teil“ dieser Festveranstaltung zeigte sich Landeshauptmann Waltraud Klasnic überaus beeindruckt von den Leistungen des „b.a.s.“-Vereins, der nach der heuer erfolgten Eröffnung der Bezirksstelle Weiz in jedem Bezirk eine Anlaufstelle für Suchtfragen betreibt. Bisher haben Primarius Dr. Joachim Berthold und Vereinsgeschäftsführer Manfred Geishofer und deren Mitarbeiter 7000 Klienten in ein Betreuungsprogramm aufgenommen. 57 Prozent waren Männer, 43 Prozent Frauen. 74 Prozent der betreuten Männer waren alkoholabhängig.
Österreichweit gelten 300.000 Frauen und Männer als alkohol-, 150.000 Menschen als medikamentabhängig. Nach diesen Expertenmeinungen beträgt der von Alkoholabhängigen im Beruf verursachte betriebswirtschaftliche Schaden 720 Millionen Euro im Jahr.
Graz, am 08. Oktober 2004
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