Themen von SARS bis "Cyber-Terror"
Luftfahrt-Sicherheitsenquete des "Kuratorium Sicheres Österreich"
Graz.- In den nicht einmal zwei Jahren seit dem 11. September 2001 hat sich im Bereich der Flugsicherheit mehr getan als in 20 Jahren davor insgesamt und: Flugzeuge mit ihren Klimaanlagen scheiden als SARS-Infektionsquelle vollkommen aus wie SARS überhaupt in der öffentlichen Meinung als weltweite Gesundheitsgefährdung überbewertet wird. Durch die Atemwegskrankheit SARS gab es bis jetzt rund 750 Tote, bei Tuberkulose sind es jährlich mehr als zwei Millionen, Tendenz steigend. Zwei von vielen gewichtigen Aussagen, die gestern (17. Juni 2003) bei der Enquete „Wie sicher ist die Luftfahrt – Die Krise als Chance“, veranstaltet vom Landesklub Steiermark des „Kuratorium Sicheres Österreich“ (KSÖ) unter Mitwirkung des Landespressedienstes am Flughafen Graz in einer hochkarätigen Referentenrunde fielen.
Ein ebenso spannender wie zum Nachdenken anregender Nachmittag, zu dem Flughafendirektor und KSÖ-Steiermark-Präsident Mag. Gerhard Widmann in den für diesen Anlass zum Veranstaltungssaal umfunktionierten Flugzeughangar des Innenministeriums geladen hatte. Als Referenten saßen neben dem vom Fernsehen bestens bekannten „Analytiker der Nation“, Brigadier Gerald Karner und dem Vorstand des Hygieneinstitutes der Karl Franzens Universität, Univ. Prof. DDr. Egon Marth auch weitere Experten wie der AUA-Sicherheitsverantwortliche Ing. Peter Langmann, Brigadier Gerhard Moser als Leiter des Zentralinspektorates der Sicherheitswache Schwechat und Koordinator für zivile Luftfahrtsicherheit im Innenministerium sowie Hofrat Mag. Josef Dick als Leiter des Amtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung auf dem Podium.
Der Terrorismusexperte Mag. Josef Dick sieht im „neuen“ Terrorismus nicht nur mögliche Bedrohungen durch Nuklearwaffen oder biologische und chemische Stoffe, sondern auch durch den sogenannten „Cyber-Terrorismus“ – Sabotageanschläge gegen elektronische Steuerungen. „Informationsgewinnung wird“, kommt der Fachmann aus dem Innenministerium zum Schluss, „einer der wichtigsten Faktoren der Terrorismusbekämpfung werden.“
Eine Bewaffnung von Piloten mit Pistolen käme für Brigadier Gerhard Moser auf keinen Fall in Frage. „Diese Vorstellungen halte ich für vollkommen falsch, denn man würde Waffen an Bord bringen, was anderseits mit Millionen-Aufwänden verhindert werden soll. Über die schusssicheren Cockpittüren herrscht weder bei ihm noch beim AUA-Sichersheitsexperten Ing. Peter Langmann ungeteilte Freude. Abgesehen von den angezweifelten Sicherheitsaspekten können auf Grund des Gewichtes bei der Austrian Airlines Group jährlich rund 100.000 Passagiere weniger befördert werden.
Aufhorchen ließ auch Hygieniker Univ. Prof. DDr. Egon Marth mit seinen Aussagen zum Thema „SARS – und andere infektiöse Erreger“. SARS ist nachweislich dort entstanden, wo Mensch und Tier ganz eng beisammen leben, virusinfizierte Tiere wie im Falle SARS chinesische Zibetzkatzen verspeist worden sind und ein Virus von seiner ursprünglich ausschließlich auf das Tier beschränkten Lebensform zu einer menschlichen mutiert. „Nach wie vor ist nicht klar, wann und auf welchen Wegen und wie lange der infizierte Mensch das Virus ausscheidet“, betont der Wissenschaftler, „aber es gibt positive Erkenntnisse, dass dieses Virus nicht durch Klimaanlagen übertragbar ist. Deswegen hat dieses Virus für den Flugverkehr auch nicht jene dominante Bedeutung, die ihm ursprünglich beigemessen wurde.“
Mit einer brillanten Analyse zum Thema „The New World Disorder – das neue Konfliktbild und die Konsequenzen“ beeindruckte Brigadier Gerald Karner, seines Zeichens Leiter der Abteilung Militärstrategie des Bundesministeriums für Landesverteidigung, das Publikum. Islamische radikale Kräfte würden nicht nur die USA allein als Ziel für Terroranschläge sehen, sondern auch die Vereinten Nationen als Feindbild betrachten. Und die drei großen UN-Standorte seien nun einmal New York, Genf und Wien. Die Folgen einer Massenmigration aus Afrika seien genauso in strategische Überlegungen mit einzubeziehen wie eine mögliche Destabilisierung von Saudiarabien. „Die strategische Lage und ihre erwartbare Entwicklung bergen ein erhebliches Gefahrenpotential in sich, das besonders im Fall einer Nichtzurkenntnisnahme enorme Risiken mit sich bringt,“ erläuterte der Militärexperte und fordert einen Paradigmenwechsel ein. „Denn die Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft wurzeln in ihrem Denken noch in den Mustern des Kalten Krieges.“
Zwar wird man die Luftfahrt als mögliches Ziel für terroristische Angriffe nie hundertprozentig schützen können, aber alles in allem, das war der Tenor der Aussagen, ist die Luftfahrt überaus sicher geworden. Oder wie es statistische Zahlen von Ing. Peter Langmann zum Ausdruck bringen: Würde man an allen 365 Tagen des Jahres ein Flugzeug besteigen, müsste man 8.200 Jahre alt werden, um bei einem Flugzeugunglück ums Leben zu kommen.
Graz, am 18. Juni 2003
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