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Schulterschluss zwischen Land und Sozialpartnern im Kampf gegen die Corona-Krise in der Wirtschaft und am Arbeitsmarkt

Soziallandesrätin Kampus und Wirtschaftslandesrätin Eibinger-Miedl luden zum Arbeitsmarktgipfel des Landes Steiermark

Soziallandesrätin Doris Kampus und Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl analysierten mit den Spitzen der steirischen Sozialpartner und des AMS die Lage am Arbeitsmarkt.
Soziallandesrätin Doris Kampus und Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl analysierten mit den Spitzen der steirischen Sozialpartner und des AMS die Lage am Arbeitsmarkt.
© Land Steiermark/Drechsler; Nutzung bei Quellenangabe honorarfrei
Arbeitsmarktgipfel des Landes Steiermark mit den Sozialpartnern.
Arbeitsmarktgipfel des Landes Steiermark mit den Sozialpartnern.

Graz (3. Juli 2020).- Das Land Steiermark, die steirischen Sozialpartner und das Arbeitsmarktservice Steiermark sehen die Entwicklung des steirischen Arbeitsmarktes trotz einer leichten Erholung weiterhin mit großer Sorge. Bei einem Gipfeltreffen auf Einladung von Soziallandesrätin Doris Kampus und Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl wurde heute im Rittersaal des Landhauses die aktuelle Situation analysiert und eine Vorschau auf den Herbst unternommen. „Eine weiterhin höchst aktive Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik ist das Gebot der Stunde“, unterstrichen die Landesrätinnen Kampus und Eibinger-Miedl. „Wir bedanken uns bei den Sozialpartnern für den Schulterschluss im Kampf gegen die Corona-Krise am Arbeitsmarkt.“

Soziallandesrätin Doris Kampus: „Corona-Stiftung hilft tausenden Betroffenen“
Die für den Arbeitsmarkt zuständige Soziallandesrätin Doris Kampus verwies auf ein Maßnahmenbündel im Rahmen der 40 Millionen Euro schweren Corona-Stiftung für 5.000 Betroffene. „Wir stocken die Pflegestiftung um 400 Plätze auf. Die Klimastiftung startet mit 200 Plätzen. Und es gibt zusätzlich ein Jugendbeschäftigungspaket. Dieses Jugendbeschäftigungspaket umfasst weitere 100 Plätze in Produktionsschulen für sozial benachteiligte Jugendliche, wofür zusätzlich eine Million Euro zur Verfügung steht. Neben dem Jugendcollege um 1,2 Millionen Euro schaffen wir 45 Plätze für Lehrausbildung in der Klimastiftung. Im Rahmen einer neuen überbetrieblichen Lehrausbildung werden 50 Plätze für die Ausbildung in gastronomischen Berufen gemeinsam mit dem AMS geschaffen. Dafür stehen 1,5 Millionen Euro vom Sozialressort zur Verfügung.“

Ergänzt wird das Jugendpaket durch das Talentcenter der Wirtschaftskammer Steiermark sowie die virtuelle Lehrstellenbörse der Industriellenvereinigung gemeinsam mit dem Arbeitsmarktservice Steiermark. 

Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl: „Qualifizierungs- und Informatikoffensive“
„Die Corona-Krise ist die größte Bewährungsprobe für Wirtschaft und Arbeitsmarkt, die es in den letzten Jahrzehnten gegeben hat. Wir arbeiten daher gerade an einem Konjunkturpaket, um Unternehmen und damit Arbeitsplätze in der Steiermark zu erhalten. Darüber hinaus gilt es, Arbeitskräfte für jene Bereiche zu qualifizieren, in denen ein besonders hoher Bedarf besteht. So hat Corona einen enormen Digitalisierungsschub in vielen Unternehmen ausgelöst. Expertinnen und Experten sind sich einig, dass die ohnehin bereits hohe Nachfrage nach IT-Fachkräften in den kommenden Monaten noch deutlicher steigen wird. Außerdem werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den unterschiedlichsten Branchen vermehrt digitale Kompetenzen brauchen, etwa dort, wo kurzfristig Online-Shops entstanden sind“, so Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl: „Wir brauchen daher eine Qualifizierungsoffensive im Allgemeinen und eine Informatik-Offensive im Besonderen, um die dringend benötigten IT-Fachkräfte auszubilden. Das würde langfristige Job-Perspektiven bieten!“ 

AK-Präsident Josef Pesserl: „Öffentliche Investitionen vorziehen!“
„Die Auswirkungen der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie sind in weiten Bereichen dramatisch. Die hohe Arbeitslosigkeit – bei den Erwachsenen wie bei den Jugendlichen – muss, sowohl im Interesse der Unternehmen wie auch im Interesse der Betroffenen und der gesamten Gesellschaft, schnellstens wieder beseitigt werden. Es braucht jetzt alle Anstrengungen um Beschäftigung zu schaffen. Sinnvolle und notwendige Investitionen durch die öffentliche Hand vorziehen und jetzt durchführen,“ fordert AK-Präsident Josef Pesserl. Das löst auch Folgeinvestitionen bei privaten Unternehmen aus. Dadurch entsteht Beschäftigung und damit wird die Massenkaukraft gestärkt, so Pesserl. „Um die Kaufkraft bei den Arbeitslosen zu stärken, braucht es eine Erhöhung der Arbeitslosenunterstützung. Um die Jugendarbeitslosigkeit zu reduzieren und den Jugendlichen Perspektive zu geben, muss dringend in die Ausbildung investiert werden“, appelliert Pesserl an die Unternehmen und an die öffentliche Hand gleichermaßen.

WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk: „Initiativen im Bereich der Lehre“
„Die Corona-Krise hat die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt vor große Herausforderungen gestellt. Unser Hauptaugenmerk sollte darum jetzt der Sicherung von Betrieben und damit Arbeitsplätzen gelten. Das Covid-Kurzarbeitsmodell hat sich hier als wichtiges Instrument gegen ein übermäßiges Ansteigen der Arbeitslosigkeit erwiesen. Da dieses Modell aber zeitlich befristet ist, gilt es für die zweite Jahreshälfte ein Nachfolgemodell zu entwickeln, das ähnlich attraktiv für Unternehmen ist und neben der Beschäftigungswirksamkeit auch zur Erhaltung der Kaufkraft beiträgt und Bildungsanreize beinhaltet. Denn nur eine vollbeschäftigte Wirtschaft entlastet das Sozialsystem, sichert dessen nachhaltige Finanzierung sowie den Wohlstand und trägt ganz wesentlich zum sozialen Frieden bei. Neben der Kurzarbeit müssen aber auch noch weitere Weichen gestellt werden, um den Arbeitsmarkt zu stabilisieren. So braucht es zusätzliche Initiativen im Bereich der Lehre, um hier einen möglichen Einbruch im Herbst zu verhindern und um damit der Jugendarbeitslosigkeit vorzubeugen. Wir plädieren hier für Maßnahmen, die den Lehrlingen bzw. den ausbildenden Betrieben zugutekommen, statt auf den Ausbau von Produktionsschulen zu setzen, da diese nur auf einen kleinen Anteil der Jugendlichen abzielen. Wichtig wäre auch, digitale Bildungsangebote noch stärker zu forcieren, die Bildungsprämie wiedereinzuführen und generelle Arbeitsanreize zu implementieren. Für eine nachhaltige Konsolidierung des Arbeitsmarkts müssen wir alle Konjunkturhebel in Bewegung setzen, um die Investitionstätigkeit im Land wieder zu stärken.“

Horst Schachner, Vorsitzender des ÖGB: „Mehr Engagement von Bundesseite“
„Ich betrachte die Entwicklungen auf dem österreichischen Arbeitsmarkt im Gefolge der Corona-Krise mit großer Sorge. Die Sozialpartner haben bereits Anfang März entschlossen gehandelt und das Corona-Kurzarbeitsmodell aufgesetzt, mit dem eine sehr große Zahl an Arbeitsplätzen erhalten werden konnte. Trotz Kurzarbeit haben wir aber eine hohe Arbeitslosenrate wie auch eine hohe Jugendarbeitslosigkeit und einen Engpass bei den Lehrstellen. All diese Missstände müssen im Sinne der Menschen ebenso entschlossen bekämpft werden, wie dies auch zur Eindämmung des Virus passiert ist. Wir begrüßen die Initiativen der Landesregierung wie die Corona-Stiftung und Produktionsschulen, verlangen aber insbesondere auch von Bundesseite mehr Engagement, um den arbeitslos gewordenen Menschen wieder Arbeit zu verschaffen. Für den ÖGB Steiermark ist die Erhöhung des Arbeitslosengeldes ein großes Anliegen, weil die derzeitige Nettoersatzrate von lediglich 55 Prozent viele Arbeitslose vor enorme Schwierigkeiten stellt.“

Georg Knill, Präsident IV-Steiermark: „Beschleunigten Wandel aktiv gestalten“
„Die Industrie hat in den vergangenen Monaten hohes Engagement und Verantwortung gezeigt, um Beschäftigung wo immer das möglich war, aufrecht zu halten. Nunmehr ist es wichtig, sich mit den wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie zu beschäftigen. Die Frage ist, wie wir die Zeit der Corona-bedingten Unterauslastung bestmöglich nutzen, um Qualifizierung für jede betroffene Person sicherzustellen. Wir müssen neben existierenden Maßnahmen zur Beschäftigungssicherung eine Qualifizierungsstrategie für die Steiermark entwickeln. Durch die Krise verschieben sich gerade weltweit Wertschöpfungsketten. Die Steiermark hat das Potenzial, von diesen Veränderungen zu profitieren. Wir müssen aber jetzt rasch aktiv werden, damit ein allfälliger Mangel an qualifizierten Arbeitskräften nicht zum limitierenden Faktor in der Phase des wirtschaftlichen Aufschwungs wird. Auch und ganz besonders im Sinne der Jugendlichen, denen wir in der aktuellen Situation Perspektiven bieten müssen. Technische Ausbildungen – beispielsweise in Form einer Lehre – sind eine gute Basis, auch für einen künftig veränderten Arbeitsmarkt. Die Steiermark als Innovationsland ist aufgerufen, den nunmehr beschleunigten Wandel aktiv zu gestalten und braucht dafür gut ausgebildete Menschen. Wir dürfen Trends und Entwicklungen wie die Digitalisierung nicht ausblenden, sondern müssen vielmehr den Arbeitsmarkt und die Arbeitsmarktpolitik an diesen Wandel anpassen.“

Karl-Heinz Snobe, Landesgeschäftsführer AMS: „Der Herbst wird die Wahrheit zeigen“
„Das ganze Ausmaß der wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie und damit die Wahrheit über den Zustand des steirischen Arbeitsmarktes werden wir erst im Herbst in aller Deutlichkeit feststellen können. Noch befinden sich 106.000 Menschen in unserem Bundesland in Kurzarbeit, fast 47.000 Personen sind derzeit als arbeitslos beim AMS Steiermark vorgemerkt und der aktuelle, leichte Rückgang in der Arbeitslosigkeit in den letzten Wochen betrifft Personen, die von ihren früheren Arbeitgebern eine Wiedereinstellungsgarantie erhalten haben. Neueinstellungen von Arbeitsuchenden gibt es noch zu wenige. Es kann also keine Rede davon sein, dass die Krise überwunden wäre. Gleichzeitig sind wir, paradoxerweise, weiter mit einem Fachkräftemangel konfrontiert. Klar ist aber auch, dass in drei Monaten keine dringend benötigten Fachkräfte vom Himmel fallen.“

Graz, am 3. Juli 2020

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