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Netze und Nutzer: Die "asozialen" Medien

Peter Plaikner zu den jüngsten Social Media Trends

Peter Plaikner präsentiert im Medienzentrum Steiermark vor rund 70 Gästen die neuesten Zahlen aus der Welt der Sozialen Medien
Peter Plaikner präsentiert im Medienzentrum Steiermark vor rund 70 Gästen die neuesten Zahlen aus der Welt der Sozialen Medien
© steiermark.at/Schemeth; Verwendung bei Quellenangabe honorarfrei.
Steirische Medienvetreter lauschen gespannt Peter Plaikners Social Media Panorama.
Steirische Medienvetreter lauschen gespannt Peter Plaikners Social Media Panorama.
© steiermark.at/Schemeth; Verwendung bei Quellenangabe honorarfrei.

Graz (23. November 2017).- Gestern Abend (22.11.2017) präsentierte Medienexperte Peter Plaikner im Medienzentrum Steiermark auf Einladung der Landeskommunikation sein jährlich stattfindendes Social Media Panorama. Rund 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer versorgte er mit den neuesten Zahlen, Daten und Fakten aus der Welt von Facebook, Twitter & Co. Angesichts der österreichischen Nationalratswahlen lag der Schwerpunkt auf dem wechselseitigen Einfluss von Politik und sozialen Netzwerken. Es sei klar, dass Wahlkampf ohne Auftritte in den diversen Netzwerken nicht mehr gehe, andererseits würden diese aber auch „deutlich überschätzt“, so Plaikner. Einen Wahlkampf ausschließlich über Facebook zu führen, sei allerdings auch kläglich gescheitert. „Die Kombination aus traditionellen Medien und sozialen Medien ist der Schlüssel zum Erfolg“, so Plaikner.

Dass Soziale Medien immer stärkeren Einfluss auf die Politik und potenzielle Wählerschaft haben, wäre aber mit den Wahlen in den USA im vergangenen Jahr eindeutig bestätigt worden: „Der Schock nach dem amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf ist tief gesessen. Die traditionellen Medien haben das Bild vermittelt, Donald Trump hätte keine Chance. Die Realität war eine andere“, stellte Plaikner fest. Am überraschendsten sei vielleicht, dass die Erwartung vieler, Trump würde sich als Präsident in seinem Kommunikationsverhalten mäßigen, vom neuen US-Präsidenten ins Gegenteil verkehrt wurde: „Er setzt über Twitter weiterhin ständig neue Negativ-Standards und definiert mit seinen Grenzüberschreitungen das tolerierte Verhalten für Politiker völlig neu“, so Plaikner. Aber auch hier relativierte Plaikner: Trump generiere mit seinen Tabubrüchen und Provokationen zwar ständige Aufmerksamkeit, das sei aber nicht unbedingt populär. Dafür führte Plaikner einen positiven Tweet von Trump-Vorgänger Barack Obama als Beispiel an, „der erfolgreicher war als alles zusammen, was Trump tut. Es gibt also auch den Wunsch nach Konstruktivität und die Sehnsucht nach der guten Nachricht.“

Was die exakte Datenlage bezüglich Nutzerzahlen der einzelnen Plattformen angeht, stünden wir in Österreich laut dem Experten vor einem Problem: Statistiken dazu seien nicht (mehr) so einfach abrufbar, man müsse sich auf die Daten der Plattform-Betreiber verlassen. So schätzt Peter Plaikner die Angabe der rund 150.000 Twitter-User in Österreich als „total untertrieben“. „Als Referenz wurden hier ausschließlich Accounts herangezogen, welche als Wohnort Österreich angegeben haben. Da viele Nutzerinnen und Nutzer ihren Wohnort aber nicht deklarieren, kann ganz klar gesagt werden, dass diese Zahl deutlich zu niedrig angesetzt ist“, so Plaikner.

Generell stagniere jedenfalls die Zahl der Nutzerinnen und Nutzer auf der größten Plattform Facebook, da ein Niveau erreicht sei, das quantitativ kaum mehr Spielraum nach oben offen lasse. Interessant erscheint laut dem Medienexperten, dass eine Zielgruppenverschiebung stattgefunden hat: War Facebook einst die Plattform der Jungen, so „tummelt sich jetzt die Eltern- und Großelternschaft auf diesem Netzwerk. Facebook ist den Jungen nicht mehr cool genug und wer will schon mit seinen Eltern vernetzt sein?“ Andere Plattformen wie Instagram, dem laut Plaikner in Zukunft eine wesentlich bedeutendere Rolle im politischen Diskurs zukommen wird, und vor allem Snapchat seien „einfach trendiger“, was an den Userzahlen deutlich erkennbar sei: Bereits 178 Millionen Nutzerinnen und Nutzer zählt Snapchat, 57 Millionen davon alleine in Europa. „Viele Bilder in Kombination mit reduzierten Textbotschaften sind hierbei ausschlaggebend“, ist sich Plaikner sicher. Auch Job-Plattformen gewinnen mehr an Bedeutung, wobei LinkedIn dem vormaligen Marktführer Xing deutlich den Rang abläuft.

Rund drei Viertel aller Zugriffe auf Soziale Medien erfolgen bereits ausschließlich über Smartphones und Tablets. Auch sozioökonomisch betrachtet bietet sich ein sehr inhomogenes Bild, wobei Plaikner mangels heimischer Daten amerikanische Studien als Basis seiner Analyse präsentierte: Plattformen wie Facebook und Instagram seien demnach „deutlich weiblicher behaftet“ als zum Beispiel Youtube und Twitter, „diese werden von einem überwiegend männlichen Publikum bedient“. Auch wird deutlich, dass der Bildungsgrad mit der quantitativ ansteigenden Verwendung von Bildern sinkt: Twitter gilt immer noch als „elitäre Blase“. Nahezu die Hälfte aller amerikanischen Twitterati hat einen Studienabschluss. Nutzerinnen und Nutzer von Instagram, Snapchat und auch Youtube haben im Schnitt einen deutlich niedrigeren Bildungsgrad. „Generell gilt: Je mehr Bilder, desto weniger Bildung. Hier kann man als Vergleich die Leserschaft der immer noch größten Zeitung der Welt, der Bild-Zeitung, heranziehen“, merkt Plaikner an. Das ausgewogendste Netzwerk scheint zurzeit Facebook zu sein, hier spiegle sich die reale Alters- und Bildungsverteilung der Bevölkerung am ehesten wider.

Graz, 23.11.2017

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