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Neue Regeln braucht das Netz

Medienexperte Peter Plaikner zu den jüngsten Social Media Trends

Peter Plaikner fordert neue Regeln für das Netz beim Social Media Panorama 2016 im Medienzentrum Steiermark
Peter Plaikner fordert neue Regeln für das Netz beim Social Media Panorama 2016 im Medienzentrum Steiermark
© steiermark.at / Streibl
Medienexperte Peter Plaikner
Medienexperte Peter Plaikner
© steiermark.at / Streibl, Fotos bei Quellenangabe honorarfrei

Graz (23. November 2016).- Beim bislang vierten von der Kommunikation Land Steiermark organisierten Social-Media-Panorama ließ Medienexeperte Peter Plaikner mit seiner Forderung nach neuen Regeln für die Kommunikation im Netz aufhorchen. Plaikner: „Wir brauchen vor allem gesetzliche Regeln, die für Facebook, Twitter und Co. ebenso gelten wie für die klassischen, traditionellen Medien in Europa. Wenn man alleine an den Aufwand denkt, den Medien wie der Standard, die Krone oder die Kleine Zeitung für die Moderation der Postings ihrer Online-Auftritte betreiben müssen, so herrscht hier eine große Ungerechtigkeit zu Lasten der klassischen Medien."

Plaikner meint, dass es in diesem Punkt zu einem spannenden Kräftemessen zwischen Europa und USA kommen werde. „Die amerikanische Gesetzgebung erlaubt, dass Unwahrheiten, wie sie auch der nunmehrige Präsident Trump im Wahlkampf von sich gegeben hat, verbreitet werden. Das hat auch mit einer anderen Interpretation von Meinungs- und Redefreiheit in den USA als in Europa zu tun. Wenn wir das in Europa nicht wollen, dann muss Europa reagieren und diesem Treiben mit allen zur Verfügung stehenden gesetzlichen Mitteln einen Riegel vorschieben. Die eleganteste Lösung wäre sicher, wenn sich diese Plattformen ´adeln´ lassen würden und auch gesetzlich Medien werden. Dann kämen wir zu einem faireren Wettbewerb, nicht nur in Sachen Steuern, sondern auch beim Aufwand, da sie dann dieselben Auflagen wie unsere Medien erfüllen müssten."

Echokammern verändern unsere Gesellschaft

Ebenso notwendig wie gesetzliche Regelungen für soziale Plattformen hält Plaikner die Diskussion darüber, wohin die Reise bei den Sozialen Medien gehen soll. „Wir sind jetzt diesen Herbst bei der ersten inhaltlichen Diskussion über Social Media angelangt. Wir müssen unbedingt darüber nachdenken, was dieses Tun mit unserer Gesellschaft anzurichten vermag. Durch sogenannten ´Soziale´ Medien, insbesondere deren Algorithmen, die dafür sorgen, dass die jeweiligen Nutzerinnen und Nutzer fast nur mehr ähnliche Inhalte zu sehen bekommen, wie sie beispielsweise ´liken´, entstehen regelrechte Parallelwelten. Sogenannte Echokammern, in denen sich die Mitglieder gegenseitig in ihrer Sicht bestärken. Andere Ansichten, Meinungen dringen gar nicht mehr durch. Was ich schon vor einem halben Jahr sagte - die Medienkrise könnte langfristig eine Demokratiekrise verursachen - bewahrheitet sich leider immer mehr. Es ist zwar noch nicht so schlimm wie in den USA, aber es ist dieselbe Tendenz erkennbar. Dadurch wird auch hierzulande die Gesellschaft immer weiter polarisiert", warnt Plaikner.

Social Media: Aktive Österreicher

Einer aktuellen Studie des Eurobarometers "Medienpluralismus und Demokratie" zufolge nehmen 25 Prozent der österreichischen Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmer "sehr oft" sowie 22 Prozent "immer wieder" an Debatten mittels Postings und Kommentaren zu Artikeln im Internet oder in Sozialen Medien beziehungsweise Blogs teil. Bei den zweitplatzierten Finnländern haben nur mehr 13 Prozent "sehr oft" und 30 Prozent "hin und wieder" angekreuzt und bei den drittplatzierten Schweden 15 Prozent "sehr oft" und 22 Prozent "hin und wieder". Zum laufenden Präsidentschaftswahlkampf in Österreich meinte der Medienexperte: „Wir erleben hier den ersten echten Social Media Wahlkampf."

Trotzdem  plädiert Plaikner für mehr Selbstbewusstsein der klassischen Medien: „Sie machen auf mich ein bisschen den Eindruck wie das Kaninchen, das vor der Schlange sitzt. Facebook hat in Österreich zwar 3,7 Millionen Nutzerinnen und Nutzer monatlich, aber die klassischen Medien liegen bei uns im Vergleich nicht so schlecht. Denn die digitalen ORF-Angebote kommen ebenfalls auf 3,5 Millionen ´Unique User´, die digitalen Styria-Angebote auf 3,2 Millionen und der Standard.at auf zwei Millionen sowie die Krone.at auf 1,9 Millionen im Monat. Sie sind also an Facebook wesentlich näher dran, als sie selbst wahrnehmen." Eine starke Medienlandschaft wirke sich auch positiv auf das Vertrauen in die Medien aus. Laut Eurobarometer vertrauen 72 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher den Medieninformationen. Mehr Vertrauen haben nur noch die Portugiesen und Niederländer (74 Prozent) und die Schweden und die Dänen (77 Prozent) sowie die Finnen (88 Prozent). Es könne kein Zufall sein, dass das Vertrauen in den skandinavischen Ländern besonders hoch sei, wo es traditionell eine sehr starke Förderung für Qualitätsmedien gibt, ist Plaikner überzeugt.

Das Video zum Social Media Panorama finden Sie im Laufe des Nachmittags unter:  www.videoportal.steiermark.at.

Graz, am 23. November 2016

 

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